Aracha
Aracha ist noch nicht vollständig verarbeiteter Tee, sogenannter Rohtee. Gemeint sind damit aber nicht die frischen noch gar nicht verarbeiteten Teeblätter, sondern ein verarbeiteter Tee, bei dem lediglich die letzten Verarbeitungsschritte nicht ausgeführt wurden.
Aracha (japanisch) bedeutet wörtlich übersetzt:
- rauher Tee
- Rohtee
Aracha wird gelegentlich auch synonym zu Bancha verwendet. Der Begriff ist jedoch bevorzugt für Rohtee zu verwenden, da er recht eindeutig definiert ist.
Beim Aracha kann es sich um verschiedene Arten von Blattgut handeln. Es kann sowohl der Rohtee eines Shincha sein, als auch weitere Sorten wie Sencha oder Kukicha. Auch über den Erntezeitpunkt trifft der Begriff Aracha keine Aussage.
Da der Begriff Aracha außer für japanischen Tee wohl kaum eine Anwendung findet, ist davon auszugehen, dass es sich um einen grünen, also unfermentierten Tee handelt.
Was passiert nun genau bei der Verarbeitung? Nach der Ernte findet eine Dämpfung oder trockene Erhitzung statt. Heute macht die trockene Erhitzung des Tee, welcher nach finaler Bearbeitung als Kamairicha bezeichnet wird, nur noch einen sehr geringen Teil der japanischen Teeproduktion aus. In der Regel ist Aracha also ein gedämpfter Tee. Um den trocken erhitzten Rohtee abzugrenzen, kann dieser sinnvoll als Kamairi-Aracha bezeichnet werden.
Rollen, kneten, formen
Nach der Dämpfung oder trockenen Erhitzung müssen die Blätter im Regelfall gerollt und geknetet werden. Unter durchgängiger Zufuhr von Warmluft verringert sich in den Blättern der Wassergehalt. Im nächsten Schritt unterscheidet sich die weitere Verarbeitung, je nachdem welche Art Tee hergestellt werden soll. Möchte man einen Tamaryokucha herstellen, oder soll es ein Kamairicha werden, so wird der Tee nicht wie sonst üblich in der Sencha-Roll-Maschine zu Nadeln geformt.
Feines Blattgut kann zu sehr dünnen schlanken Nadeln gerollt werden. Größere Blätter erhalten eher eine breite, flachgedrückte Form. Im Falle des Tamaryokucha oder Kamairicha entsteht eine gekräuselte Blattform. Unabhängig davon enthält der Aracha vor der Sortierung mehr oder weniger Blattstiele (Kuki). Der Anteil der Blattstiele wird jedoch von der Strauchsorte und dem verwendeten Blattgut beeinflußt.
Sortieren und finale Erhitzung
Zwar kann beim Aracha eine grundlegende Sortierung stattfinden, es wird jedoch keine feinere Sortierung in Sorten wie Sencha, Kukicha, Shiraore oder Mizudashi ausgeführt. Weder werden feine Siebe, noch elektrostatische Walzen oder die computergesteuerte Lichtsortiermaschine (japanisch: shikisai-senbetsu-kikai) eingesetzt. Hinzu kommt, dass der Tee nur bis zu einem gewissen Grad getrocknet wird, so dass er noch eine etwas höhere Feuchtigkeit hat, um noch zu einem späteren Zeitpunkt endgültig festlegen zu können, welche Sorte Tee produziert werden soll. Die finale Erhitzung (japanisch: hi-ire) findet also bei der Verarbeitung zum Aracha nicht statt.
Das Blatt des Aracha kann wesentlich besser geblendet (gemischt) und sortiert werden, als dies beim fertig verarbeiteten Tee möglich wäre. Das Blatt des fertig verarbeiteten Tees ist härter und zerbröselt leichter, was nachteilig bei der weiteren Verarbeitung ist.
Wozu Aracha?
Wenn man sich bewußt macht, dass ein erheblicher Teil des japanischen Tees von Verarbeitern produziert wird, die also keinen eigenen Anbau betreiben, dann erschließt sich die Bedeutung des Aracha. Die Verarbeiter kaufen den Aracha als Rohpartien (Aracha) ein. Dies geschieht meist über täglich stattfindende Teeauktionen. Hier treffen sich Teebauern, Händler und Verarbeiter. Händler können auch gleichzeitig Verarbeiter sein. So kaufen die Verarbeiter oft japanweit Aracha ein, um daraus bestimmte Teesorten zu produzieren, die einen bestimmten Geschmack, Duft oder Farbe und eine bestimmte Blattstruktur aufweisen. Einerseits können Tees aus unterschiedlichen Präfekturen geblendet werden oder auch aus verschiedenen Orten innerhalb einer Präfektur. Ein wichtiges Ziel ist es, eine gleichbleibende Qualität zu erreichen. Dabei kann es sich nicht nur um Mischungen aus unterschiedlichen Präfekturen handeln, sondern auch um Blätter aus unterschiedlichen Jahrgängen.
Größere auf die finale Produktion spezialisierte Teefirmen haben einen Maschinenpark, um perfekt mischen, sortieren (japanisch: sen-betsu) und final erhitzen (japanisch: hi-ire) zu können. Es ist bei entsprechender Ausstattung sogar möglich, gerollte große Blätter mit Hilfe von Laser längs durchzuschneiden, um grobe Nadeln wie feine Nadeln aussehen zu lassen.
So hergestellter Tee kann selbstverständlich von hoher Qualität sein, es bedarf einer Erfahrung seitens des Teemachers, also des Verarbeiters, aus den verschiedene Arachapartien Spitzenprodukte zu kreieren. Andererseits kann man so auch mit Hilfe der Maschinen einen Tee herstellen, dessen trockenes Blatt besser aussieht, als das geschmackliche Niveau tatsächlich ist. Das aufgegossene Blatt verrät dem Teekenner dann mehr, als das trockene Blatt.
Lagentees, Tee vom Teebauern
Es gibt auch eine Reihe von Teebauern, die in ihren garteneigenen Teefabriken den Tee bis zur finalen Erhitzung selbst verarbeiten können. Der Vorteil dieser eigenständigen Verarbeitung liegt darin, dass der Charakter des Tees nicht in einer Blend untergeht, sondern gerade besonders herausgearbeitet werden kann. Was vor etwa fünfzig Jahren noch der Normalfall in Japan war, ist heute nach der weitgehenden Industrialisierung der Teeproduktion eher etwas Besonderes. Die Firma MARIMO ist darauf spezialisiert, Tees dieser Teebauern zu vertreiben. Dazu gehören, neben anderen, zum Beispiel die Familien Morimoto, Matsumoto oder Hayashi.